Der gebürtige Kalabrese Luigi Vizza ist überzeugter Wahlbremer und lebt seit 50 Jahren in der Hansestadt. Ein Besuch bei ihm in der "Casa d'Italia" am Sielwall.
13.10.2022, 17:00 Uhr
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Von Sigrid Schuer
Der gebürtige Kalabrese Luigi Vizza ist seit 50 Jahren überzeugter Wahlbremer. Roland Scheitz
Die "Casa d'Italia" trägt ihren Namen zu Recht. Denn das Feinkost-Geschäft am Sielwall 49 ist wirklich ein italienisches Haus en miniature. Auf dem Etikett des Lambrusco von den Terre Verdiane ist ein Konterfei Giuseppe Verdis abgebildet. Aus der Lombardei, wo der italienische Nationalkomponist in späteren Jahren sein Gut hatte und Landwirtschaft betrieb, kommt dieser Rotwein. In der Kühl-Theke darunter liegen appetitlich drapiert italienische Antipasti. "Die bereite ich nach den Familienrezepten von Mamma und Nonna, gewürzt mit meiner Fantasie zu", erzählt Inhaber Luigi Vizza, also nach den Rezepten von Mama und Großmutter. Überhaupt die Familie: Mindestens einmal im Jahr fährt der gebürtige Kalabrese und überzeugte Wahlbremer in seine süditalienische Heimat.
Der Familie nachgereist
Wie gerade erst im September. Seine Geschwister sind in Kalabrien zu Hause, wie seine Schwester Michelina und sein Schwager Giuseppe, die zuvor im Bremer Viertel lebten. Vizzas Verwandte sind in der Landwirtschaft tätig, auf dem Familiengrundstück werden Wein gezogen und Oliven geerntet. Davon zeugen die Familienfotos, die in der Casa an den Wänden hängen. Wegen Michelina und Giuseppe ist er auch in die Hansestadt gekommen, das war vor genau 50 Jahren. Davor lag ein Jahr in Bad Urach bei Reutlingen, gefolgt vom Militärdienst in Italien. Hätten besonders die älteren Süddeutschen ihn und seine beiden Kumpels 1968 ein bisschen scheel beäugt, sei das in Bremen auf Anhieb anders gewesen, erzählt Vizza. Hier habe er sich sofort und ohne Wenn und Aber willkommen gefühlt. "Bremen hat mir immer gefallen", betont er.
Italienische Staatsbürgerin aus Überzeugung
Seine Frau Karin, mit der er mittlerweile seit 46 Jahren verheiratet ist, lernte Luigi Vizza auf einer Konfirmation kennen, da war sie gerade mal 16. Bald sollte sie nur noch Augen für den feschen Italiener haben, 1978 wurde die Ehe geschlossen, da war Vizza 28, seine Karin 20. Mittlerweile besitzt die Bremerin einen italienischen Pass und ist italienische Staatsbürgerin aus Überzeugung. Vizzas Kinder Laura und Niccola sind in Bremen geboren, genauso wie sein Enkel Massimo. Zunächst arbeitete Luigi Vizza in seinem erlernten Beruf als Autolackierer in der Hansestadt, doch dann ergab sich vor 37 Jahren die Chance, am Sielwall ein Ladengeschäft anzumieten, das schon bald florierte.
Wer auf der Suche nach dem typischen italienischen Geschmack ist, der wird in der "Casa d'Italia" fündig, die Klassiker liegen gleich neben den Antipasti in der Theke: Parma-Schinken neben Salami und italienischen Käsespezialitäten. Auch ein Catering-Service wird angeboten. Der Italienhunger wird hier also seit 1985 gestillt. Das hätten viele Stammkunden besonders während der Corona-Krise zu schätzen gewusst, erzählt Luigi Vizza. So wurde zumindest eine kleine, kulinarische Flucht ins Sehnsuchtsland vieler Deutscher möglich, in den Pandemie-Zeiten, als das Reisen noch unmöglich war. Lebensmittelgeschäfte hatten anders als viele andere Branchen nicht mit Schließungen zu kämpfen.
Speiseöl zum Spitzenpreis von 31 Euro
Dafür schlagen die erhöhten Lebensmittelpreise mittlerweile umso deutlicher zu Buche. "Ich habe gerade beim Großhändler nur einige Sachen eingekauft und schon waren 150 Euro weg", schildert Vizza. Der Feinkost-Spezialist weist auf eine Zehn-Liter-Flasche mit Speise-Öl: "Die hat früher neun Euro gekostet, jetzt erzielt sie einen Spitzenpreis von 31 Euro". Preis-Explosionen, die er so aus Italien nicht kennt. Montag ist eigentlich Ruhetag in der "Casa d'Italia", da jedoch die Tür weit offen steht, schneit ein Stammkunde herein, um "eines der besten Ciabattas Bremens" zu kaufen, wie der Kunde sagt. Die benachbarte Bäckerei wird in wenigen Tagen geschlossen, das verhagelt dem Bremer den Wochenanfang. Das italienische Brot ist da ein Trostpflaster. Luigi Vizza bleibt gern in seinem Kiez im Viertel, um mit seinen Kumpels bei einem Bierchen in seiner Stammkneipe "Malenchen" die Spiele des SV Werder zu schauen. Schließlich hat er früher in seinem kalabresischen Heimatdorf selber gekickt.
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